11. - 28. Feb. 2012: Bonaire

Aus vorhergehenden Segelreisen kennt Joachim den südlichen Antillenbogen von Martinique bis Trinidad schon sehr sehr gut und auch ich habe einen Teil der Inseln schon besucht. Daher segeln wir jetzt flugs quer über das karibische Meer rüber zu den Niederländischen Antillen, auch ABC-Inseln genannt, die vor der Küste Venezuelas liegen. Das „B" aus dem „ABC", die Insel Bonaire, zieht uns am meisten an.

 

Die Überfahrt von Dominika nach Bonaire ist schlichtweg gesagt langweilig. Kein Vergleich zur abwechslungsreichen Atlantiküberquerung. Die ersten beiden Tage gibt's kaum Wind, kein Fisch geht an die Angel, kein Besuch von Delfinen oder anderem Getier. Nichts, wir schippern einfach übers Wasser und schlafen viel, erholen uns sozusagen von den vielen Eindrücken die Guadeloupe und Dominica hinterlassen haben, betrachten erstmals die hunderte von Fotos, die wir dort gemacht haben.

 

Auffällig in diesem Teil der Karibik, der nur von wenigen Seglern besucht wird, ist, dass das Wasser hier unglaublich grün ist, ein tiefes Smaragdgrün. Aber unsere durch den Mangel an Reizen einkehrende Lethargie ist so groß, dass wir noch nicht einmal versuchen die Farbe auf einem Foto einzufangen. Am dritten Tag kommt endlich Wind auf und zusammen mit der Strömung bringen wir es erfreulich oft auf sechs bis sieben Knoten Fahrt. Nach vier Tagen und Nächten Überfahrt erreichen wir morgens die Küste Bonaires.

 

Der Südteil der Insel ist so flach, dass man ihn von See aus lange Zeit gar nicht sieht. Der viel eher sichtbare bergige nördliche Inselteil redet den Sinnen ein, man würde die Insel in weitem Abstand verfehlen. Aber nach und nach tauchen aus dem Wasser plötzlich große weithin weiß leuchtende Salzhaufen und ein paar Funkmasten auf, der Kurs stimmt doch. Als wir um die Südspitze der Insel herum sind, erblicken wir am Ufer schmucke Steinhäuser hinter blitzend weißen Sandstränden und unglaublich leuchtend türkisblauen seichten Gewässern. Mann ist das schön hier! Der Wind pfeift kräftig und die See ist absolut ruhig, da der Wind über die flache Insel drüber blasen kann, die Wellen aber von ihr abgehalten werden. Wahrlich traumhafte Segelbedingungen, schade dass wir gleich schon ankommen.

 

Die Ansteuerung von Kralendijk ist einfach. Auch wenn der Ort „Korallendeich" heißt, gibt es kein vorgelagertes Korallenriff durch das man die Passage suchen müsste. Der Korallendeich von Kralendijk ist sozusagen die Strandpromenade. Die Beamten von „Customs and Immigration" sitzen im selben Büro und arbeiten fix. Der Beamte der uns bedient ist extrem freundlich, macht Scherze und heißt uns auf Bonaire herzlich willkommen. Wir fühlen uns tatsächlich auf Anhieb wohl. Wenn hier alle so nett sind, wie dieser Herr, könnte man über „Immigration" glatt nachdenken. Wir bekommen drei Monate Aufenthaltsgenehmigung, das sollte erst mal reichen. Dann müssen wir noch zum Hafenmeister um die Nutzungsgebühr für die Mooringboje zu zahlen, an der wir festgemacht haben. Ankern ist rund um Bonaire todesverboten, da rund um die Insel wertvolle Korallenbänke liegen. Klar, dass die intakt bleiben sollen. Die Marina befindet sich am anderen Ende vom Ort, so lernen wir ihn gleich am Ankunftstag kennen. Im Zentrum wirkt das kleine Städtchen sauber und adrett, ein Mix aus Holland und Karibik, sehr ansprechend! Der Hafenmeister ist genauso ein Kaliber wie der Beamte vom Zoll. Auch er macht Scherze und sprüht vor guter Laune. Die Leute hier scheinen mit sich und ihrem Leben zufrieden zu sein. In der Luft liegt ein Flair von heiler Welt.

 

Außer uns liegt noch eine einzige Yacht mit deutscher Flagge im Bojenfeld. Die anderen Schiffe stammen zumeist aus Holland, England, den USA und Kanada. Auf dem Rückweg machen wir kurzen Halt bei den Deutschen und lernen Thomas und Ulrike kennen. Auf Anhieb mögen wir uns. Wir haben dieselbe Altersklasse und die beiden erzählen, dass sie heute keine Zeit für einen längeren Schnack haben, da sie
zum Salsa-Kurs müssen. Die sind ja klasse!. Wir freuen uns ohnehin schon die ganze Zeit über Salsa-Musik, an Land fast überall im Hintergrund läuft.

 

Thomas und Ulrike laden uns für einen der folgenden Abende zu sich an Bord ein. Sie sind schon geraume Zeit hier und versorgen uns mit vielen guten Tipps. Der kleine Sundowner entwickelt sich zu einem ausgesprochen netten ausgedehnten Abend. Das Schiff der beiden ist zwar nur wenige Jahre jünger als unseres, sieht aber aus wie neu. Plötzlich können wir die Wahrheit nicht länger verdrängen: Pagena kann auch mal wieder einen Großputz vertragen. Unglaublich, was Salzwasser und –nebel bewirken: hier klebt was, da rostet was, da kann man kaum noch durchsehen.... Bei schönstem Sonnenschein an einem traumhaften Liegeplatz auf glasklarem türkisfarbenem Wasser übermannt uns der Putzeifer. Zwei Nachmittage lang schrubben und wienern wir was das Zeug hält. An dem Standard der beiden anderen kommen wir zwar dennoch nicht ran, aber anschließend fühlen wir uns trotzdem wohler und sind froh, endlich guten Gewissens zur Gegeneinladung schreiten zu können.

 

Unversehens ist es Sonntag geworden, Karnevals-Sonntag. In Kralendijk gibt es einen Umzug und egal mit wem man spricht, alle gehen hin. Wir natürlich auch, zusammen mit unseren neuen Freunden und mit griffbereiter Kamera. Es kommt wie erwartet und erhofft: wir bekommen ein Feuerwerk an Motiven vor die Linse, schießen ein Foto nach dem anderen. Die Kostüme auf Bonaires Karnevalsumzug sind einfach prächtig und die Trägerinnen und Träger der Kostüme posieren gerne für ein Foto und genießen die Bewunderung. Mir tun es die Papageien an, Joachim die Sternzeichen. Wobei, auch die Musikanten waren toll. Und die Truppe, die etwas gegen zuviel Verkehrsschilder zu haben schien, sah auch aus, als ob sie Spaß hätte. Die Kostüme auf Bonaires karibischem Karneval sind nicht exaltiert, so wie die, die man von Fotos aus Rio de Janeiro kennt. In Kralendijk geht es gediegen zu, hier läuft niemand halb nackt durch die Gegend. Im Gegenteil, viele Kostüme sehen so aus als wären sie für das hiesige Klima eigentlich viel zu warm – aber in ihrer Fülle sind sie wunderschön aus bunten und glitzernd Stoffen gearbeitet, die Gesichter der Trägerinnen – die vielfach ebenso von Kopf bis Fuß eine gewisse Fülle mitbringen - ebenso geschminkt und die Köpfe teils mit aufwändigem Kopfschmuck versehen. Zu ohrenbetäuber lauter Musik von den Begleitwagen zieht der Umzug durch die Straßen, in denen sich Jung und Alt, Schwarz, Gelb und Weiß, Touristen und Einheimische, Leute die laufen können und Leute, die im Rollstuhl gefahren werden, friedlich versammelt haben. Viele Zuschauer haben sich gar einen Klappstuhl und eine Kühlbox mitgebracht. An Imbissbuden werden kalte Getränke und warme Gerichte verkauft – Karneval zum Genießen.  Abends gegen 19 Uhr ist alles rum. Die Straßen sind noch nicht mal sonderlich vermüllt, kein Vergleich mit Mainz oder Köln. Die ganz eifrigen Karnevalisten treffen sich abends nochmal im City Café, wo zu holländischen Karnevalssongs in kölscher Manier die eine oder andere Polonaise gelaufen wird. In Karels Bar an der Strandpromenade wird auch noch der eine oder andere Absacker getrunken, aber davon bekommen wir nichts mit, Pagena liegt weit genug weg von diesem abendlichen Treffpunkt.

 

Das Wasser rund um Bonaire ist wie schon gesagt glasklar und lädt zum Baden, Schnorcheln und Tauchen förmlich ein. Gut von Pagenas Liegeplatz aus zu erreichen ist ein kleines unspektakuläres Riff, dass aber bei den Fischen äußerst beliebt ist. Gleich bei meinem ersten Besuch sehe ich hier einen Skorpionfisch und vier Calamare – zu schade, dass ich keine Kamera dabei habe. Die folgenden Tage schnorchele ich hier regelmäßig und kann viele schöne Fotos von den Fischen machen (siehe Bildergalerie). Das Glück, einen Mantarochen dort anzutreffen, der sich angeblich oft nachmittags gegen 16 Uhr hier einfindet, habe ich nicht, aber das macht nichts. Von jedem Ausflug komme ich mit einer anderen Entdeckung zurück und kann dann stundenlang Fischbestimmungsbücher wälzen um herauszufinden, was das jetzt wieder für ein Geselle war.

 

Wir ringen lange mit uns, ob wir tauchen gehen sollen oder nicht. Kaum an einem anderen Platz auf der Welt ist Tauchen so einfach und unkompliziert wie auf Bonaire. Das Riff liegt direkt vor der Insel. Man geht von Land oder vom Dingi aus ins Wasser, taucht ab und ist da. Es gibt keine gefährlichen Strömungen für die man Ortskenntnis besitzen sollte, es reicht wenn man den Inselplan dabei hat, der sage und schreibe dreiundsechzig von Land aus gut mit dem Auto zu erreichende Tauchplätze ausweist. Kein Wunder, dass Pick-ups mit großer Ladefläche der meist gefahrene Autotyp in Bonaire sind. Laut Ulrike und Thomas gibt es wunderbare Unterwassergärten aus Weichkorallen und auch Wracks zu betauchen. Meine Lust in einen der Korallengärten abzutauchen, ist groß, aber die Vorsicht siegt: Auch nach gut einem halben Jahr auf See sind meine Nasennebenhöhlen oft nicht frei – das Risiko mir ein Barotrauma einzufangen und damit der Traumreise einen gehörigen Dämpfer zu versetzen, ist mir zu groß. Joachim zieht es ohne mich auch nicht los, ihn nimmt die Entdeckung der Unterwasserwelt weit weniger ein als mich. So bleiben wir also einfache Schnorchler, aber selbst für Schnorchler sind massenhaft sehenswerte Plätze ausgewiesen.

 

Mit Thomas und Ulrike packt uns das Salsa-Fieber wieder. Wegen der vielen Arbeit an Pagena und den ganzen Reisevorbereitungen waren wir zuhause lange vor der Abfahrt so gut wie gar nicht mehr tanzen. Hier haben wir endlich wieder Zeit und können unter freiem Himmel ausprobieren, ob wir noch ein paar Figuren hinbekommen. Die Parties sind klein und überschaubar und vor allem abends um 11 Uhr schon zu Ende – vollkommen untypisch – aber gar nicht schlecht für uns. Wenn der DJ einpackt schlendern wir einfach zu Steg zurück, steigen ins Dingi und schippern zurück auf unser schwimmendes Heim, das hat was!

 

Eigentlich wollten wir schon lange auf Curacao sein, aber wir sind immer noch nicht „fertig" mit Bonaire. Wieder einmal entscheiden wir uns dafür, lieber eine Insel richtig zu besuchen als zwei Inseln nur zu streifen. Wir möchten auch noch was vom Inselinneren sehen. Vom Nationalpark und von den vielen Kakteen, die das Gesicht der Insel im Norden prägen, von den hoffentlich von Flamingos besuchten Mangrovensümpfen im Süden, dem Surferparadies Lac Bay und irgendwo zwischendrin wilde Papageien. Dafür brauchen wir einen Mietwagen, doch Bonaires Mietwagenstationen sind fast alle ausgebucht. O.K., in den Luxusklassen fragen wir nicht, aber von den meisten Vermietern bekommen wir zu hören: „Sorry, wir sind die ganze Woche ausgebucht." Schließlich lässt sich wenigstens ein äußerst rappeliger Pick-up auftreiben, mit dem wir allerdings nicht in den Nationalpark fahren dürfen. Die Pisten dort seien zu schlecht, zu oft schon habe es Schäden an der Ölwanne oder den Radachsen gegeben, werden wir vom Autovermieter aufgeklärt. Wir fügen uns diesem Schicksal, wir haben eh keine andere Wahl, und schenken seiner Versicherung Glauben, dass wir auch außerhalb des Parks alle Pflanzen und Landschaftsformen antreffen werden, nur etwas weniger dicht als im Park. Ob das nun stimmt oder nicht, unser Ausflug gefällt uns und schon wieder machen wir viele Fotos. Wir sehen alles was wir uns für diesen Ausflug gewünscht haben und noch einiges mehr.

 

Faszinierend ist die Mati Mati Höhle, deren Decke ein Loch hat, durch die man den Himmel und das Licht eines mysteriösen Sterns sehen kann, dem der „Große Geist "innewohnt. In der Mythologie Bonaires heißt es, dass wenn am Jahresende die Strahlen des Weihnachtssterns auf die Erde treffen die Erde mit neuer Kraft aufgetankt wird. Welch eine schöne Vorstellung zu Beginn des neuen Jahres!

 

Apropos „Mati Mati": vollkommen fasziniert sind wir von der Sprachvielfalt auf Bonaire. Die meisten Leute hier sind viersprachig: sie wechseln behände zwischen

Holländisch, Englisch, Spanisch und Papiemento, dem lokalen Karibik-Dialekt, je nachdem wer vor ihnen steht. Wenn man ein Geschäft oder ein Lokal betritt, versuchen die Angestellten auf gut Glück nach einem taxierenden Blick zu erraten, in welcher Sprache sie das Gespräch eröffnen sollen. Joachim und ich, wir beiden Langen mit heller Haut und hellen Haaren gehen verständlicherweise meist als Holländer durch.

 

In dieser Sprachenvielfalt kommt die Weltoffenheit zum Ausdruck, die in Bonaire herrscht. Egal welche Herkunft und welche Hautfarbe die Menschen haben, auf Bonaire scheinen sie sich absolut gleichwertig zu fühlen und sich gegenseitig mit den jeweiligen kulturellen Hintergründen zu bereichern. Ihrer Sprache nicht einbringen konnten allerdings die ganzen Chinesen, die große Teile des Handels in der Hand haben. Drei von vier Supermärkten sind in chinesischer Hand. Wie das wohl kommt?

 

Ob's am hohen Preisniveau liegt? Lebensmittel sind in Bonaire echt teuer. Auf Guadeloupe haben wir schon gejammert, hier ist es keinen Deut besser. Auch hier muss man mit wachem Auge Preise vergleichen, wenn man auf Dauer nicht arm werden will. Mag sein, dass es das Portemonnaie schont, wenn man bei den Chinesen einkaufen geht. Für uns sind alle chinesischen Supermärkte außerhalb des zu Fuß erreichbaren Radius, wir gehen ins Warehouse oder zu Van den Tweel. Ruck zuck bleiben 100 US$ auf der Ladentheke – wir überlegen uns das mit der Immigration doch noch mal ...

 

In Bonaire entscheiden wir, dem Rat so vieler Fahrtensegler die wir bislang getroffen haben, zu folgen und der Stadt Cartagena in Kolumbien einen Besuch abzustatten. Immer wieder hören wir, dass man diese Stadt gesehen haben muss. Der letzte, der uns wirklich ans Herz legt die Stadt zu besuchen, ist ein kanadischer Segler aus der Gegend von Vancouver, der schon seit fast 20 Jahren zusammen mit seiner Frau die Welt bereist. Er meint Cartagena sei eine der schönsten Städte der Welt. Auch Ulrike und Thomas stimmen zu, dass wenn wir uns zwischen Cartagena und Curacao entscheiden müssen, wir nach Cartagena fahren sollen. So ziehen wir denn nach zehn schönen Tagen auf Bonaire weiter, nach Lateinamerika.

 

Auf der Strecke Richtung Panama und Cartagena bläst allerdings ziemlich häufig Starkwind, der in Böen schnell mal Sturmstärke erreichen kann. Wir bekommen einige Geschichten erzählt, von Yachten die wirklich unangenehme und Angst bereitende Törns in dieser Gegend hinter sich haben und von einer deutschen Yacht, die bei dem Versuch in eine schützende Flussmündung reinzufahren, vor gar nicht langer Zeit auf Grund lief und verloren ging. Auch wenn wir ein stabiles Aluminiumschiff mit variablem Tiefgang haben, wir sind gar nicht scharf darauf bei Starkwind zu segeln und hohen Wellen zu begegnen. Also befragen wir alle einschlägigen Wetterportale, vergleichen die Ergebnisse der verschiedenen Modelle. Durch intensives Vergleichen beginnen wir zu verstehen in welchen Dimensionen sich die Prognosemodelle unterscheiden. Joachim baut schnell ein Auswertungstool in Excel, mit dem wir die zu erwartenden Windstärken bei unterschiedlichen Abfahrtszeiten und unterschiedlichen Geschwindigkeiten gut übersichtlich vergleichen können. Wir folgen dem Ratschlag von Thomas und Ulrike, der sich mit den Angaben von Jimmy Cornell deckt, dass man den Absprung Richtung Panama
/ Kolumbien am besten von Aruba aus macht und segeln zunächst einmal nur nach Oranjestadt, das einen Tages-und Nachtschlag entfernt ist.

 

Dort werfen wir vormittags Anker um nachmittags, nach Einholung der letzten Wetterdaten zu entscheiden, ob wir direkt weiter fahren oder nicht. In Oranjestadt empfängt uns schon Starkwind, der in Böen 29 Knoten erreicht. Die Aussicht auf noch mehr Wind vor Kolumbien ist wenig reizvoll. Am Nachmittag fällt die Entscheidung: wir bleiben hier, wahrscheinlich sogar für zwei Tage.

 

Natürlich bedeutet das, dass wir in Aruba einklarieren müssen. Aruba hat dafür ein ziemlich originelles Vorgehen. Segelyachten können nämlich nicht die Behörden in Oranjestadt nutzen sondern werden in den etwas südlich von Oranjestadt gelegenen Hafen Barcadera geschickt. Ob es einem gefällt oder nicht und ungeachtet dessen, ob starker Wind weht, gegen den man von Oranjestadt anfahren muss, oder nicht, man muss in Barcadera mit dem Schiff erscheinen und zwar sowohl zum Ein- als auch zum Ausklarieren. Als wir am Spätnachmittag dort einlaufen, stehen mindestens zehn Fischer da, bereit uns beim Anlegemanöver zu helfen und dem Kapitän den Weg zu den Stempelgebern zu zeigen. Erwartungsfroh beäugen sie anschließend Pagena. Mist, wir haben weder Bier noch Zigaretten noch ausreichend Coca-Cola an Bord. Ob die sich auch über eine Flasche Wein freuen? Wir rücken eine von unseren guten Flaschen aus Spanien raus und hoffen, dass wir das Richtige tun. Als wir zwei Tage später fast um die gleiche Uhrzeit wieder dort zum Ausklarieren erscheinen, ist gerade Essenszeit bei den Fischersleut. Obwohl wir heute, bei stark ablandigem Wind gut jemand brauchen könnten, der unsere Vorleine entgegen nimmt, rührt sich diesmal niemand. War der Wein doch nicht recht? Wir werden es nie erfahren.

 

An Aruba selbst sind wir wenig interessiert, es ist eine Ferieninsel, die v.a. von amerikanischen Kreuzfahrttouristen aufgesucht wird. An einem der beiden Tage, die wir dort vor Anker liegen, sind im Hafen vier Kreuzfahrtschiffe gleichzeitig zu sehen. Am besten wird das, was Aruba ist, durch folgendes Erlebnis Joachims erzählt: Er ist an Land, um ein paar kleine Einkäufe zu erledigen. In der hübschen Parkanlage nahe des Hafens und nahe der Einkaufsmeile sieht er einen kleinen Kanal, der wie ein Schmuckstück durch die Grünanlage läuft. Dann entdeckt er, dass das kleine Motorboot, das regelmäßig quer von den Beach Clubs quer durch die Ankerbucht Richtung Innenstadt flitzt, in den Kanal einfährt – und auf ein Gebäude zuschippert. Neugierig folgte er dem Boot und findet es schließlich im Inneren einer Shopping Mall, direkt vor einem Starbucks Café festgemacht. Noch Fragen?

 

Nach zwei Tagen in Aruba stellen wir fest, dass die Windprognosen für in drei bis vier Tagen immer schwächer ausfallen als die für die nächsten beiden Tage. Diese Wahrheit verschiebt sich Tag um Tag. Unter diesen Umständen macht es keinen Sinn länger zu warten. Dann richten wir uns halt auf den Starkwind ein und nehmen ihn in Kauf. Pagena kann das schon und wir eigentlich auch, vor allem wenn wir vorsichtig um umsichtig die Route wählen und im Zweifelsfall frühzeitig reffen. Wir sind gut ausgeschlafen und haben gut gegessen, die Moral stimmt, auf geht's nach Cartagena! Unser argentinischer Segelfreund, den wir aus Gibraltar kennen und eigentlich schon in der östlichen Karibik wiedersehen wollten, ist auch da und erwartet uns schon im Club Nautico.

 

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