Flasche leer – Mauer hoch!

PET-Flaschen sind in Entwicklungsländern ein großes Müllproblem – mit Sand gefüllt werden sie zum Ziegelersatz

Achtlos weggeworfene Limo-Flaschen werden zu wertvollen Ziegelsteinen, wenn sie in die Hände von Andreas Froese und seinen Mitstreitern gelangen. Sie bauen aus gebrauchten PET-Flaschen bemerkenswerte Häuser. Wasser- und Limo-Flaschen sind in Entwicklungsländern ein zunehmendes Müllproblem – mit Sand gefüllt dienen sie als Baumaterial. Andreas Froese, ein gelernter Zimmermann aus Westfalen, hat das Verfahren erfunden und verhindert so, dass zig tausende leere Flaschen Strände und Ozeane verschmutzen oder Deponien belasten.

 

Die Idee dazu kam ihm in Honduras. Nach einer Feier mit tausenden Teilnehmern blickte er auf den zurückbleibenden Abfall und entdeckte bergeweise leere Wasser- und Limo-Flasche, die nach der Feier in den Straßen zurückblieben. Plötzlich wurde ihm klar, dass das leere PET-Flaschen nicht nur hier in der Hauptstadt, sondern überall im Land und in vielen anderen Entwicklungsländern ein bedeutendes Abfallproblem darstellen.

Das Baumaterial herzustellen kostet Zeit und braucht viele Helfer, ist aber völlig kostenlos.

Das Problem ist gelöst, wenn die Flaschen mit Sand, Bauschutt und Erde gefüllt als Baumaterial sinnvolle Wiederverwendung finden. Die gefüllten und jetzt schwer gewordenen Flaschen werden aufeinander gestapelt, mit Nylonschnur oder Stahldraht verbunden und mit Lehm oder Mörtel vermauert. Zwischen Ecken, die aus mit Flaschen gemauerte Rundpfosten bestehen, entstehen Wänden mit Fenster- und Türöffnungen, das Dach wird z.B. mit Blech gedeckt. Abschließend werden Wände und Pfosten werden mit Lehm verputzt und angestrichen. Fertig ist ein neues Haus aus alten Flaschen.

 

Der Vorteil dieses Verfahrens ist, dass es den größten Teil des Baumaterials gratis gibt! Für die Entstehung eines neuen Hauses müssen lediglich viele Leute mit anpacken, vor allem das Füllen der Flaschen ist zeitaufwändig.

Leere gebrauchte PET Flaschen werden mit Sand gefüllt und wie Backsteine geschichtet.

Andreas Froee ist der Meinung, dass die Armen in Dritteweltl- ändern vor allem Essen brauchen, ein Dach über dem Kopf und Schulen. Für den gelernten Zimmermann hieß die Konsequenz: Ich will nicht für Reiche bauen, sondern für diejenigen, die mit ihren Familien, bedroht von Niederschlägen, Stürmen, Erdbeben und Gewehrkugeln, in einem Verschlag hausen müssen.

 

Er hat schon in Kolumbien, Bolivien, Guatemala, Uganda und Indien PET-Flaschenhäuser gebaut. In Gebieten, in denen Häuser von ihm stehen, schlägt die Idee Wurzeln und verbreitet sich. "Ein Junge, der mit mir in Bolivien zusammen ein Haus gebaut hat, war zwei Jahre später ein gut beschäftigter Maurer", berichtet Froese nicht ohne Stolz.

 

Verputzt und mit Dach ist das Flaschenhaus kaum von normalen Häusern zu unterscheiden.

Hier die Links auf Froeses spanische Website und auf ein Youtube-Video, das das Projekt "Casa de la Fe" in Honduras dokumentiert, bei dem Behinderte und Nicht-Behinderte gemeinsam ein PET-Flaschenhaus gebaut haben. Wir sind zutiefst beeindruckt! Mit lokalen Mitteln, aus lokal erhältlichen Rohstoffen etwas für die lokale Bevölkerung Wertvolles entstehen lassen. Das ist ein tolles Beispiel für das, was wir unter "Intelligentem Recycling" verstehen.

 

Übrigens wurde in den Medien berichtet, dass Froeses Häuser die Erbauer nur ca. € 3.000 kosten. Für arme Leute immer noch eine unerschwingliche Summe, für eine engagierte Gruppe aus Europa oder einen potenten Spender aber ein finanzierbarer Betrag.