Meeresschutz: Plastik - ein tickende Zeitbombe im Meer!
Müll im Meer ist kein neues Phänomen. Haben Sie sich im Urlaub nicht auch schon einmal über einen Strand geärgert, der nicht sauber und einladend aussah, an dem man keinen guten Platz für sein Handtuch finden konnte? In der Regel besucht man daher im Urlaub Strände, die täglich gereinigt werden.
An wilden Stränden hingegen liegt alles Mögliche herum: abgestorbene Pflanzenteile, Tang, ein toter Krebs - das gehört zum Kreislauf der Natur dazu. Auch ein abgerissenes Tau oder ein Stück Fischernetz kann romantisch anmuten – von welchem Schiff es wohl stammt, warum es wohl hier gelandet ist? Spätestens wenn es sich um alte Glasflaschen, halb verrottete Dosen, dreckige Styropor-Verpackungen, Flaschenverschlüsse, Feuerzeuge, Plastikflaschen, Kunststoff-Kisten, alte Badelatschen sowie bereits mehr oder weniger zerfetzte Folien. handelt, wird es jedoch unappetitlich und man wendet sich angeekelt ab. Umweltschützern bereiten auch "Geisternetze" und Angelsehnen, die im Meer treiben oder Küstenvögeln als tödliches Nistmaterial dienen, Sorgen, denn Fischereiabfälle machen bis 10 Prozent der globalen Abfälle im Meer aus.
Lange Zeit blieb unbemerkt, dass sich im Meer unvorstellbare Mengen des treibenden Mülls in Form gigantischer Müllstrudel angesammelt haben. Plastikteile und deren Zerfalls-produkte sammeln sich in Strömungs-wirbeln Jahr um Jahr an und führen zu einer erheblichen Verdichtung in manchen Meeresregionen. Der größte, 1997 entdeckte Strudel ist mittlerweile als „Great Pacific Garbage Patch" weithin bekannt. Sein Ausmaß wird häufig mit der Größe von Texas oder Mitteleuropas verglichen. Die Vorstellung eines weithin sichtbaren Müll-teppichs entspricht jedoch nicht der Realität: Die Kunststoff-Ansammlungen in den Meeren sind im Gegensatz zu Strandgut aus Plastik optisch nicht auffällig. Es handelt sich um hohe Konzentrationen von Plastikfragmenten, die unter der Wasseroberfläche treiben. Es braucht bis zu 450 Jahre bis Plastik vollständig zersetzt ist. In der Zwischenzeit zerfällt es zu immer kleineren Partikeln, die zum Teil nur noch mikroskopisch sichtbar sind.
Worin besteht nun genau die Gefahr, die von Plastik in seinen verschiedenen Zerfallsstadien ausgeht?
In jedem Stadium des Zerfallsprozesses hat im Meer treibendes Plastik schädliche Auswirkungen. Im Folgenden gehen wir die einzelnen Stadien vom großen, noch mehr oder weniger intakten Plastikstück bis hin zu den Mikro-Fragmenten durch:
Im Wasser treibende Plastiktüten, wie eine auf unserer Startseite zu sehen ist, werden z.B. von Schildkröten mit Quallen verwechselt, die Teil ihrer Nahrung sind. Die Schildkröte frisst die vermeintliche Qualle - und verendet qualvoll daran. Plastikringe, mit denen Getränkedosen zu Sixpacks gepackt werden sind auch ein Problem. Man hat verendete Seevögel gefunden, die einen solchen Ring um den Hals hatten. Die Vögel sind tot, aber die todbringenden Plastikringe bestehen weiter...
Auch kleineren Schiffen, die unter Motor laufen, können große im Wasser treibende Plastikfolien zum Verhängnis werden, wenn sie in die Schiffs-schraube geraten oder den Kühlwasserzulauf verstopfen. Beides kann dazu führen, dass das Schiff ohne Motorschub unter ungünstigen Wetter-Bedingungen in Seenot gerät.
Wir selbst haben auf einem Törn in Kroatien diesen Sommer ein Stück Plastikfolie in die Schraube bekom-men. Die Situation war nicht gefähr-lich, da wir weit vom Land entfernt waren, das Wasser aber flach genug zum Ankern war. Ein Mitglied der Crew musste mit Taucherbrille, Schnorchel und einem Messer bewaffnet, mehrfach bei starker Strömung unter das Schiff tauchen um den Propeller vom Plastik zu befreien. Ein hartes Stück Arbeit!
Kleine bis mittelgroße Plastikteile werden von Biologen immer wieder in großen Mengen in den Mägen verendeter Hochseevögel gefunden. Offen-sichtlich verwechseln auch Vögel Plastik mit Nahrung. Die Auswirkungen sind dieselben wie bei den Schildkröten: Die Tiere werden massiv geschwächt oder verhungern mit Mägen voller Plastik. Zudem wird der Plastikmüll an die Nachkommen verfüttert, denen das gleiche Schicksal droht. Die Bilder so verendeter Albatrosse und Eissturmvögel sind ein grausamer Anblick und sollten uns nachdenklich machen.
KLeine Plastikpartikel ähneln in Größe, Aussehen und Schwimmverhalten dem Plankton und vermischen sich mit diesem. Plankton ist Basis der marinen Nahrungsnetze. Unzählige Lebewesen ernähren sich davon: von kleinen Sandwürmern, über Fische und Blauwale bis hin zu den faszinierenden Walhaien. Obwohl sie sich überwiegend von Plankton ernähren, werden Walhaie bis zu 14 m lang und bis zu 12 Tonnen schwer. Wie entwickeln sich diese Meeresriesen, wenn es gar kein echtes Plankton mehr ist, das sie zu sich nehmen, sondern Plastik? Können sie dann noch die weiten Distanzen zurücklegen, wie es der Natur der Männchen entspricht und können die Weibchen noch dieselbe Zahl an Nachfahren gebären? Die logische Antwort „wohl kaum“ drängt sich auf...
Es gibt aber noch ein weiteres gravierendes Problem: Plastik als Giftschwamm!
Wasserunlösliche, giftige Substanzen wie DDT oder PCB docken im Wasser an die Oberfläche des treibenden Plastikmülls an. Japanische Wissenschaftler wiesen, im Vergleich zum umgebenden Meerwasser an Plastikpartikeln eine um eine Million höhere Konzentration dieser Dauergifte nach.
Meerestiere, die dieses Plastik mit Nahrung verwechseln und fressen, reichern das Umweltgift in ihrem Körper an. Menschen und Gipfelräuber wie Thun-fische, Haie oder Meeressäuger am Ende der Nahrungskette erhalten die höchste Dosis dieser Gifte. Obwohl sie seit vielen Jahren verbotenen sind, vergiften DDT und PCB auf diesem Weg immer noch, oder eigentlich - durch die stetig zunehmende Plastikmenge - gerade heute und zukünftig, Tiere und Menschen!
Zusammenfassend lässt sich also feststellen, dass Plastik im Meer gleicher-maßen für Tier und Mensch eine Bedrohung darstellt. Die Überbleibsel unserer zivilisierten Wegwerfgesellschaft kosten jedes Jahr Zehntausende von Meeres-bewohnern das Leben und machen auch Menschen krank. Bestehende Gesetze, die die Entsorgung von Plastikmüll im Meer verbieten, wie z.B. das MARPOL-Abkommen, die EU-Richtlinie 2009/59/EG und die EG-Meeresstrategie-Rahmenrichtlinie haben noch keine spürbare Verbesserung gebracht.
Folglich muss mit privat organisierten Maßnahmen
dafür gesorgt werden, dass die Ozeane entlastet werden. Müllsammelaktionen, wie sie z.B. im Rahmen des International Coastal Clean-up Days von der Organisation Ocean Conservancy und anderen Gruppen
durchgeführt werden oder die KIMO Fishing for Litter Initiative sind ein enorm wichtiger Beitrag. Müllsammel-aktionen gebührt Würdigung und Unterstützung.
Es muss aber auch dafür gesorgt werden, dass das Plastik gar nicht erst ins Meer gelangt. Jedes Stück Kunststoff, dass an Land gesammelt und in irgendeiner Form verwertet wird, läuft nicht Gefahr als
Müll im Meer zu enden!
Dafür wollen wir uns mit COPLARE einsetzen.
Weiterführende Links
http://www.youtube.com/watch?v=XxNqzAHGXvs (Hervorragendes englischsprachiges Doku-Video, das die oben geschilderten Fakten anschaulich zeigt)
http://www.mesa.edu.au/seaweek2001/gutful.asp (Dokumentation über einen an Plastik verendeten Brydes Wal, Englischsprachiger Bericht)
http://www.sciencealert.com.au/news/20081403-17043-2.html (Englischsprachiger Bericht der University of Queensland über Plastiktüten als häufigste Todesursache von Schildkröten)
http://www.kimointernational.org/MicroPlasticResearch.aspx (Englischsprachiger Bericht von Kimo und der Universität Plymouth über die ökologischen Auswirkungen von Mikroplastik)
http://www.kimointernational.org/FishingforLitter.aspx (Englischsprachiger Bericht über die Zusammenarbeit mit Fischern um Plastik aus dem Meer zu fischen)
http://www.initiativesoceanes.org (Weltweite Übersicht über registrierte Strandreinigungsaktionen auf google-maps-Karte, Infos in Französisch)
Downloads
PDF-Dokument [1.8 MB]
PDF-Dokument [775.7 KB]
PDF-Dokument [2.6 MB]
PDF-Dokument [176.9 KB]
Zahlen & Statistiken
PDF-Dokument [59.6 KB]
PDF-Dokument [68.2 KB]