Plastikmüll in und um Panama

Wie unschwer zu erraten war, stellt Plastikmüll in Panama aufgrund seiner geographischen Lage tatsächlich ein unübersehbares Problem dar, und zwar sowohl auf der atlantischen als auch auf der pazifischen Seite.

Atlantikseitig ist die Bucht von Panama das Sammelbecken für das gesamte Treibgut, das in der Karibik im Wasser gelandet ist oder in den Nachbarländern Panamas aus den Flüssen ins Meer gespült wurde. Da weder Panama noch die Nachbarländer (unsere eigene Beobachtung beschränkt sich auf Cartagena, Kolumbien) eine zuverlässig organisierte Abfallsammlung haben und in der Bevölkerung bislang wenig Umweltbewusstsein vorhanden ist, addiert sich lokal entstandener Abfall an den Küsten hinzu. Auf der Pazifik-Seite sieht es nicht besser aus. Der sogenannte "Äquatoriale Gegenstrom" treibt Abfall aus dem Ostpazifik in die Bucht von Panama hinein. Beide Küsten Panamas, einschließlich der ihnen vorgelagerten Inseln, den San Blas Inseln im Atlantik und den Las Perlas Inseln im Pazifik, stellen einen Hotspot der Konzentration von Plastikmüll dar. An folgenden Orten in und um Panama herum haben wir genauer hingesehen:

Beobachtungen auf den San Blas Inseln

Der Müll häuft sich stets an den dem Wind zugewandten Küsten, in Seglersprache den "Luvküsten", an, logisch. Zwar kann auch an Leeküsten Plastikmüll gefunden werden, jedoch erheblich weniger. Bei flüchtigem Blick sahen die Küsten auf den fast unbewohnten San Blas Inseln erst mal gar nicht so übel aus. Die kleinen sandbedeckten Strände hinter den Riffen wirkten sauber.

 

Aber als wir genauer in das freiliegende feine Wurzelwerk der Kokospalmen und in die lose Pflanzendecke, welche den Boden im Palmenwald bedeckt, hineinschauten, wendete sich das Bild. Plötzlich entdeckten wir überall Plastik. Wohin wir auch schauten, Plastik, Plastik, Plastik - dazwischen ein paar Glasflaschen und ein paar Dosen, deren Anzahl im Vergleich zum Plastik jedoch nicht ins Gewicht fiel.

 

Am häufigsten sahen wir Wasser- und Softdrinkflaschen aus PET, Motorölflaschen aus PE, verloren gegangene Schuhe, vermutlich aus PVC (?)und kleine Schnipsel von Bechern und Warmhalte-Behältern aus geschäumtem PS. (In den Städten Panamas und Kolumbiens essen und trinken tagsüber unglaublich viele Menschen aus Styropor-Behältern. Warmes Essen und warme Getränke werden zumeist aus kleinen Garküchen bezogen, die alles in Thermobehältern verkaufen. Die Käufer nehmen das auf der Straße erstandene Essen mit und verzehren es irgendwo im Freien. In den großen Supermärkten füllen Thermobecher und anderes Plastikgeschirr mehrere Regalmeter.)  Grundsätzlich fanden wir an den Stränden aber ein breites Panoptikum all dessen, was aus Kunststoff hergestellt wird: Von Zahnbürsten über Kinderspielzeug zu Auto-Stoßstangen, Buggy-Räder, Eimer, Pflanzentöpfe, Deoroller, Kämme, Feuerzeuge etc. pp. sowie unzählige nicht mehr identifizierbare Plastikfragmente aller Größen. Das aus verschiedenen Farben und Formen zusammengesetzte "Plastik-Konfetti" fügte sich, einem grob-pixeligem Bild oder einem Gemälde der Pointilisten gleich, unauffällig in die Bodenlandschaft und ins Wurzelwerk der Palmen ein.



Noch schwieriger auszumachen waren die weißen EPS-(umgangssprachlich "Styropor")-Schnipsel zwischen weißen Korallenstückchen und vom Sonnenlicht weiß gebleichten Algenblättern. An der von uns näher untersuchten Stelle lag das Verhältnis bei etwa 90:10, 90% weißer Kunststoffabfall und 10% weißes organisches Material. Und die Thermokunststoffstückchen lagen keineswegs nur an der Oberfläche. Wir fanden sie auch zentimetertief in den Sand hineingemischt.

 

Uns durchfuhr ein erschreckender Gedanke: Das ganze Zeug hier, die ganzen kleinen Schnipsel, die kommen hier nie wieder raus. Nie, nie wieder! Es ist undenkbar, dass all diese abgelegenen Strände jemals von genügend Menschen besucht und akribisch gereinigt werden. Man müsste Milliarden von Tonnen von Sand filtern. Unmöglich! Und wenn die Welt weitermacht wie bisher, wird es jeden Tag mehr, jedes Jahr, tagein tagaus...

 

Wer sollte den Müll hier einsammeln? Die eine Kuna-Familie, die hier ein paar Monate im Jahr verbringt, die Kokosnüsse erntet, die Insel pflegt und zumindest die Lee-Küste der Insel Tag für Tag akribisch sauber fegt? Die paar Segler, die hier mit ihren Dingis oder Seekajaks anlanden und sich ein wenig die Füße vertreten? Kann man einem x-beliebigen Menschen zumuten die Müllteppiche zu beseitigen, die Unbekannte in weiter Ferne vor x Jahren verursacht haben?

 

Wir erinnerten uns an Berichte von Tierschützern, die sich um die Zusammensetzung von Sandstränden sorgen. Feuchter Sand ist ein hervorragender Wärmespeicher der z.B. das Ausbrüten von Schildkröteneiern mit Hilfe der Sonnenwärme ermöglicht. Die Natur nutzt hierfür ein ganz spezifisches Temperaturspektrum. Ändert sich die Zusammensetzung des "Sandstrandes", da ein Teil des schweren Sandes durch leichte Kunststoffpartikel ersetzt wird, verändert sich zwangsläufig seine Wärmespeicherkapazität mit vermutlich verheerenden Folgen für die ohnehin schon stark dezimierten Schildkrötenpopulationen. Welche Auswirkungen eine veränderte Zusammensetzung von Sand auf andere Sandlebewesen hätte, z.B. die ganzen Krebse, ist uns unbekannt, aber es liegt nahe zu vermuten, dass auch diese Kreaturen mit der Veränderung ihres Lebensraumes zu kämpfen hätten.

 

Unser eigentliches Anliegen, Kunststoff-Recycling als eine Form der Eindämmung des Neueintrags von Plastik in die Ozeane zu propagieren, erschien uns an dieser Stelle sinnlos als Problemlösung. Wir bezweifelten selbst, dass das Plastik, das wir hier vorfanden, noch für Recyclingzwecke geeignet sein könnte, mal ganz davon abgesehen, wie es eingesammelt und abtransportiert werden sollte. Wir beschlossen einen Selbstversuch zu unternehmen. Wir holten einen großen Müllsack und füllten ihn an der Luvküste der San Blas Insel "Green Island" mit allem Plastikabfall, der um uns herum lag. In knapp fünfzehn Minuten war der Sack randvoll und wir hatten uns nur wenige Meter bewegt. Die meiste Zeit verbrachten wir mit dem Abschütteln von Sand. Mit dem Dingi brachten wir den Sack Plastikmüll an Bord von Pagena, wo die eigentliche Arbeit erst begann.



Um feststellen lassen zu können, welche Eigenschaften der an tropischen Küsten gefundene Plastikmüll hat, wollten wir einige Kilo davon nach Deutschland schicken. Um den Abfall transport- und lagerfähig zu machen, mussten wir ihn reinigen und klein schneiden. Die Reinigung erfolgte mechanisch mit der Wurzelbürste in Salzwasser, das Kleinschneiden mit Allzweck- und Blechscheren als einzig vorhandene Bordmittel, eine Sisyphos-Arbeit, die uns Blasen an den Händen bescherte..., von der wir aber hoffen, dass sie nützliche Erkenntnisse bringt. Wir planen die Plastikmüll-Sammlung an anderen Stellen der Welt zu ergänzen, um mehr Kilos zusammen zu bekommen und um einen repräsentativen Querschnitt zu erhalten. Denn nach ca. 10stündiger Arbeit und tagelanger Trocknung der gereinigten Teile hatten wir gerade einmal 3 kg Plastikmüll-Stückchen zusammen, die jetzt in zwei Einkaufstaschen aus Stoff passten.

 

Da wir bei dieser Arbeit jedes einzelne Stück Plastik in der Hand hatten, haben wir für interessierte Techniker und Experten einige Erkenntnisse über das Alterungsverhalten von Kunststoffen im Ozean gesammelt:

 

  • Die Körper der gesammelten PET-Flaschen und -Behälter waren alle intakt. PET scheint durch UV-Strahlung und durch Salzwasser in keiner Weise zu verspröden. Die meisten von uns gesammelten PET-Behälter waren Wasser- und Softdrinkflaschen (in denen wir keine speziellen UV-Stabilisatoren vermuten).
  • Ebenfalls keine Anzeichen von Versprödung zeigten dickwandige Behälter, die beim Zerschneiden Weißbruch aufzeigten, woraus wir schließen, dass es sich um PVC handelte. Leider trug keiner dieser Behälter einen Recycling-Code.
  • Es wäre wünschenswert, dass es weltweit Vorschrift würde, das Material des verwendeten Kunststoffs kenntlich zu machen...
  • Behälter und Erzeugnisse aus PE zeigten sehr unterschiedliche Grade von Versprödung. Einige dickwandige Flaschen z.B. Motorölflaschen und Shampoo-Flaschen waren entweder gänzlich unversehrt oder hatten an maximal einer Stelle, meist an einer Ecke ein Loch. Davon abgesehen waren diese Flaschen ebenfalls kaum bis gar nicht versprödet. Andere Flaschen mit PE-Recycling-Symbol (manchmal mit der Bezeichnung "AD-PE" versehen) sowie die unseres Wissens nach meist aus PE bestehenden Drehverschlüsse von Getränkeflaschen, bröselten uns regelrecht entgegen. PE scheint sehr verschiedene Eigenschaften in Bezug auf UV- und Salzwasser-Stabilität annehmen zu können.
  • Teilweise war Sand in die Behälter (PET, PE und PVC) eingedrungen und einige hatte im Inneren einen grünen Biofilm, der sich allerdings gut abbürsten ließ.
  • Folien, ebenfalls häufig aus PE bestehend, fanden wir nur wenige. Die wenigen Folienstücke die wir aufsammeln konnten, waren zwar mit vielen Löchern übersät, aber insgesamt doch noch sehr fest. Ein großes Folienstück, dass wir jedoch nicht mitnehmen konnten, lugte noch - von einer Menge Sand überspült und damit am Boden fixiert - unter den Wurzeln einer Palme heraus. Wir vermuten daher, dass schwere Folien meist auf den Boden absacken und dort von Sand oder Schlamm überspült werden.
  • Das dünne, zähe, geschäumte EPS von Thermobechern fanden wir meist in mehrere Zentimeter lange und breite und in zwei Lagen gefaltete Stücke gerissen.
  • Dickere Styroporbrocken sowie gelber Hartschaum, der vermutlich aus Isolierungen stammt, fanden wir meist in mindestens Handteller großen Brocken.
  • Erschreckend war die Anzahl an Schuhen, Schuhteilen und Schuhsohlen, die am Strand lagen. Flipflops, Sandalen, Pantoletten, Turnschuhe und sogar die erst seit wenigen Jahren auf dem Markt befindlichen Crocs. (Schuhe, Schuhsohlen und Schuhteile fanden sich ebenso in großer Zahl an den Luvküsten von Sal - Kapverden, von Bonaire - Niederländische Antillen und in Colon - Panama – und dürfen daher als global vorkommender Plastikabfall gewertet werden.) Von wegen Schuhe sind aus Leder. Hier in den feuchtwarmen Tropen gammelt Leder schnell, leichte Schuhe aus Kunststoff sind das einzig wahre und noch dazu preisgünstig. Entsprechend wenig macht es, wenn mal ein Schuh verloren geht.
  • Über "delirict fishing gear" (Geisternetze) wird in Fachkreisen viel gesprochen, über Konsumverpackungen auch. Aber über das Ausmaß, an dem die Schuhindustrie an der Vermüllung der Küsten beteiligt ist, ist uns noch nichts zu Ohren gekommen.
  • Wir haben wissenschaftliche Berichte über die Analyse von auf See gesammelten Plastikfragmenten gelesen, in denen mit Erstaunen zur Kenntnis genommen wird, dass so gut wie kein PET in den Proben nachgewiesen werden kann. Darin wurden Hypothesen aufgestellt, dass der in der Konsumwelt weit verbreitete Kunststoff aus irgendwelchen Gründen absinken müsse. Unserer Ansicht nach ist die Beobachtung nachvollziehbar, der Rückschluss aber falsch. PET-Flaschen finden wir in großen Mengen als unversehrte Hohlkörper mit hoher Auftriebskraft an den Küsten, aber nie als Fragment. Die Methode, mit welcher Proben gewonnen werden, beeinflusst folglich das Sammelergebnis!
  • Auf den bewohnten San Blas-Inseln, in direkter Nähe zum Festland Panamas gelegen, war zu beobachten, dass die hier lebenden Kuna-Indianer die Inseln im Inselinneren peinlich sauber halten, aber nicht die Küstenstreifen, die hinter ihren Häusern gelegen sind. Hier türmte sich in manchen "Gärten" geradezu der Müll. Pfandglas und Blechdosen wurden von den Kuna gesammelt, aber mit dem Plastikmüll wissen sie offenbar nicht wohin und so scheinen sie ihn einfach hinzunehmen.
  • Was Jahrhunderte lang mit organischem Müll gut funktionierte – in den Hinterhof oder ins Meer werfen und verrotten lassen – erweist sich heutzutage als unbrauchbar und erfordert neues Denken und Handeln.
  • Doch wie kann neues Denken und Handeln in eine Gesellschaft einziehen, die deshalb so bekannt geworden ist, weil sie sich ihre ursprünglichen Traditionen und Lebensweisen bis zum heutigen Tage weitgehend bewahren konnte? In eine Gesellschaft, in der weise „Sailas" Abend für Abend in Hängematten liegend und alte rituelle Lieder singend, "Congresso", eine Art Gemeinderat halten, und damit die Geschicke ihrer Gemeinden lenken? In eine Gesellschaft, in der einigen Büchern zufolge zwar die Umwelt noch weitgehend intakt ist – in der in Wahrheit aber (das wurde uns von mehreren Seglern unabhängig voneinander erzählt) die Gewässer hoffnungslos überfischt werden und sich der einzelne Kuna herzlich wenig darum schert, dass ihm seine Sailas von März bis Mai den Verkauf von kleinen jungen Langusten untersagen und er vermutlich in wenigen Jahren gar keine Langusten mehr fangen kann?

Unsere Schlussfolgerung aus all dem ist, dass das Problem "Plastikmüll in Gewässern und Ozeanen sowie an den Küsten" unmittelbar mit Konsum, Technik und vor allem "Kommunalem Abfallmanagement" zusammenhängt! Hier liegt der Hase im Pfeffer.

 

Siehe Fotogalerie "Plastikmuell auf den San Blas Inseln"

Beobachtungen aus Shelter Bay, Colon, Panama

Der kleine Strand im Norden der Bucht, auch eine dem Wind zugewandte Luvküste, sah verheerend aus. In großer Anzahl lagen dort genau dieselben Gegenstände wie an den Küsten der San Blas Inseln, die wir vorstehend ausführlich beschrieben haben. Zum offensichtlich angeschwemmten Müll kam an diesem abgelegenen Strand noch Müll hinzu, der offensichtlich nicht lang oder gar nicht im Wasser war. Vor allem eine ganze Reihe von Blechdosen sah so aus, als ob sie noch nicht viel Kontakt mit Salzwasser gehabt hätte.

 

Shelter Bay liegt auf einer Landzunge, die zwar Nationalparkgelände ist, aber dennoch einige Erwerbsbetriebe beherbergt. Aus Umweltgesichtspunkten unkritisch ist die Shelter Bay Marina, in der Abfälle verantwortungsbewusst gesammelt und abtransportiert werden. Aber hinter Shelter Bay Marina, dem Ende der Landzunge zugewandt liegt z.B. eine Fabrikation großer Beton-Tetraeder, die als Wellenbrecher Einsatz finden. Die Arbeiter, die die Betonteile gießen, arbeiten ausschließlich im Freien und haben keinerlei Betriebsgebäude als Unterkunft. Wo verbringen sie ihre Mittagspausen, wo lassen sie die Behältnisse, aus denen sie trinken und essen? Wir wollen niemanden Fehlverhalten unterstellen – wir beobachten lediglich, dass es diese Menschen unglaublich schwer haben, ihren Abfall unseren westeuropäischen Maßstäben zufolge, korrekt zu entsorgen!



Doch in Shelter Bay machten wir noch eine andere, fast unglaubliche, Entdeckung, nämlich im nahe gelegenen Dschungel. Nur ca. 10 Minuten zu Fuß von der Marina entfernt liegt am Ende eines Fahrweges im lateinamerikanischen Dschungel die Ruine von "Stanley Battery". Das alte Gemäuer wird vom Dschungel als Lebensraum für Pflanzen zurückerobert, doch auf der gegenüberliegenden Seite des Weges liegen Unmengen von blauen Flaschen, die ein Motoröl enthielten. Sieht fast aus wie eine Waldidylle mit Veilchen – sind aber leider keine Veilchen... Irgendjemand bringt all diese Flaschen hierher und wirft sie in nach Entleerung an Ort und Stelle in den Dschungel. Sind es Waldarbeiter, die das Öl zum Schmieren ihrer Motorsägen benötigen? Wir wissen es nicht.

 

Wir fragen uns an der Stelle, wie kann so etwas geschehen? Aber wenn wir uns vergegenwärtigen, dass für die Menschen hier "Landfill", also Deponierung, die ganz normale Abfallentsorgung ist, und Deponierung nichts anderes bedeutet, als den Müll irgendwo in den Dschungel zu werfen, der den Unrat bald überwuchern wird, verstehen wir plötzlich, weshalb kein Unrechtsbewusstsein entsteht, wenn der Müll gleich an Ort und Stelle im Dschungel bleibt. Von hier aus gelangt er wenigsten nicht ins Meer und nicht an die Küste – das eigentliche Fokusgebiet von COPLARE. Dennoch berührt uns auch diese Beobachtung.

 

Siehe Fotogalerie „Plastikmuell in Panama"

Beobachtungen aus Taboga Island, 7 Seemeilen vor Panama City im Pazifik gelegen

Nach der Durchquerung des Panama-Kanals und einigen Tagen vor Anker in einer Bucht vor Panama City, flüchteten wir raus nach Taboga Island, um aus dem fiesesten Öl- und Müllteppich, den wir seit Beginn unserer Reise erlebten, zu entgehen. Wir dachten, in Taboga sei die Welt noch in Ordnung.

 

Tatsächlich gab es um Taboga herum keinen Ölteppich mehr. Und es schwamm auch nicht mehr der Inhalt ganzer Mülltüten mehr am Rumpf unseres Schiffes entlang. Dennoch hatten wir in Taboga einige für uns augenöffnende Erlebnisse:

 

Wir ankerten im Norden der Insel, genau vor einer Sandbank, die Taboga mit der kleinen vorgelagerten Insel El Morro verbindet. Hier bekamen wir die Auswirkungen der Gezeitenströme des Pazifiks im vollen Ausmaß zu spüren. Bei Hochwasser wird die Sandbank zwischen Taboga und El Morro fast komplett überspült. Unsere Ankuftszeit in Taboga fiel mit dem Höhepunkt der Springtide zusammen, sprich, der Hochwasserstand erreichte monatliches Höchstmaß.

 

Dieser Umstand brachte es mit sich, dass in den beiden Tagen, die wir vor Taboga ankerten, sämtlicher Unrat, der sich einen ganzen Monat lang noch irgendwo am Rande der Sandbank oder der Strände halten konnte, freigespült wurde und an unserem Schiff vorbei trieb.

 

Neben ganzen Baumstämmen und Ästen aller Stärken, waren das auch viele viele kleine Stücke Plastik-Konfetti. Bunt farbig stachen sie aus dem Meer des organischen Unrats, der zu Hochwasserzeiten von der Strömung getragen an Pagena vorbei trieb, optisch heraus. Massenmäßig überwog der organische Unrat, der naturgemäß anfällt und eigentlich kein "Unrat" ist, bei weitem den Plastikmüll. Dennoch erschraken wir auch bei diesem Anblick.

Denn wir sahen plötzlich, wie schwierig es für jeden Menschen und jede Maschine sein wird, die Plastikpartikel aus dieser Suppe herauszufiltern. Ruck-zuck werden Filter an Orten wie diesem von Holz- und Pflanzenteilen verstopft sein, welche genau dieselben Schwimmeigenschaften wie das Plastikkonfetti aufweisen. Ein aus unserer Sicht riesiges Problem für jeglichen Versuch, Plastikmüll aus dem Meer herauszufiltern. Nur Entsorgungs- bzw. Verwendungsmethoden, die sowohl Kunststoff, als auch abgestorbenen Pflanzenteile "verarbeiten" können, erschienen uns angesichts dieses Anblicks als sinnvoll.

 

Siehe Fotogalerie "Plastikmuell in Panama"

 

Mit dieser Erkenntnis beschließen wir unsere Beobachtungen zu Plastikmüll in und um Panama herum. Bitte besuchen Sie von Zeit zu Zeit die Bildergalerien, die wir im Internet auf dieser Webseiten veröffentlichen. Wir hoffen, dass diese Beobachtungen in Fachkreisen, die sich konkret mit technischen Lösungen zur Eindämmung des Problems "Plastikmüll in Gewässern und an Küsten" beschäftigen, Beachtung finden. Wer immer Fragen dazu hat, möge uns gerne über unsere Webseiten www.coplare.de oder www.coplare.net kontaktieren.Wir freuen uns auf konstruktive Dialoge.

 

Herzliche Grüße,

 

Susanne Tölzel und Joachim Probst

 

COPLARE – Coastal Plastics Recycling e.V.
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