9. Juni - 18. Juli 2012, Hawaii

Traum-Urlaubsinsel Nummer eins der Deutschen ist laut einer Umfrage von Geo Saison Hawaii. Hawaii liegt mitten im weiten blauen Pazifik. Nach Kalifornien sind es 2.400 Meilen, nach Tokyo 3.850 und nach Tahiti 2.740. Der Archipel umfasst 137 Inseln, die sich wie unregelmäßige Perlen über eine Länge von 1.500 Meilen aneinanderreihen, vom Kure Atoll, über das Midway-Atoll, die Line Islands, bis ganz im Osten zur Insel Hawaii, auch "the Big Island" genannt. Bewohnt sind jedoch nur sieben dieser Inseln und touristisch gut erschlossen sind nur Oahu, Maui, Kauai und Big Island. Bei unserer Ankunft sind wir noch unsicher, welche Inseln wir besuchen wollen. Empfehlungen von Freunden haben wir für vor allem für Maui und Kauai. Zum Einklarieren müssen wir entweder nach Hilo auf Big Island oder nach Honolulu auf Oahu. Von Honolulu aus kommen wir aber bequem segelnd nur noch nach Kauai. Also ist schnell klar, dass wir als erste Insel Big Island am Ostzipfel der Inselgruppe anlaufen. Von dort aus können wir mit meist günstigem Wind noch zu allen anderen Inseln Hawaiis weiter segeln.

Aloha – herzlich willkommen in Hilo "Big Island"

Hilo ist die regenreichste Stadt der USA. Hier gibt es kaum Tourismus, dafür aber viel grüne Natur und vor allem ausgesprochen herzliche Leute, die sich über weit gereiste Besucher richtig freuen. So viel spontane Gastfreund- schaft wie in Hilo haben wir noch nirgends erlebt. Wenn wir uns freudestrahlend z.B. für Chauffeur-Dienste, gute Tipps oder gar ein geliehenes Auto bedanken und sagen, wie beeindruckt wir von der Offenheit und Herzlichkeit sind, die uns entgegengebracht wird, entgegnet man uns stets: "Das ist der Aloha spirit, so sind wir hier in Hawaii."

 

Hilo empfängt uns wolkenverhangen, aber die folgenden zehn Tage haben wir täglich Sonnenschein und angenehme Temperaturen um 28°C. Hilo selbst ist eine weitläufige Stadt mit "historischem". Stadtkern, sprich es gibt ein paar Häuser mit Holz-Fassaden, die um die Jahrhundertwende herum gebaut wurden. Von unserem Ankerplatz Reeds Bay aus laufen wir knapp eine Stunde ins Stadtzentrum. Dort gibt es allerlei Geschäfte und auch ein paar Museen, aber wir besuchen nur das Mokupapapa Discovery Center, das den abgelegenen nordwest-hawaiianischen Inseln gewidmet ist.

 

Am beeindrucktesten auf Big Island ist unser Tagesausflug auf den 4.205 Meter hohen Mauna Kea. Dort oben besichtigen wir eine der beiden Keck Sternwarten, die mit dem größten Spiegel aller Sternwarten weltweit besonders weit entfernte Galaxien beobachtet. Der Spiegel hat 10 Meter Durchmesser und ist aus 36 hexagonalen Stücken zusammengesetzt, deren Position zueinander mit viel Technik ständig nanometergenau aufeinander abgestimmt wird. Auf dem Mauna Kea stehen insgesamt 14 Sternwarten, die von 11 verschiedenen Nationen betrieben werden. Die Lage in Äquatornähe, fernab von Industrie und fast ungestört durch künstliche Lichtquellen von Städten, ist optimal für die Forscher. Permafrost erlaubt feste Verankerung der tonnenschweren Technik im Boden. Da die Luft auf dem Gipfel 40% weniger Sauerstoff hat, und der Luftdruck um 40% geringer ist als auf Meeres- höhe, arbeiten nur ein paar Techniker da oben, die dafür sorgen, dass die Teleskope nachts zum Arbeitseinsatz einwandfrei funktionieren. Die Astro-Forscher selbst erhalten die Daten an lebensfreundlicheren Plätzen.

 

Interessant ist der Ausflug auch in Bezug auf die hawaiianische Kultur. Der Mauna Kea ist ein heiliger Berg, Wohnort der Götter und die hawaiianischen Ureinwohner stehen der Nutzung des Berges durch die Techniker mit sehr gemischten Gefühlen gegenüber. Im Laufe der Jahre haben beide Seiten es wohl geschafft, Verständnis und Respekt füreinander zu entwickeln. Wir bleiben bis zum Sonnenuntergang auf dem Gipfel des Mauna Kea. Auf dem Rückweg nach Hilo halten wir nochmal beim Onizuka Center for International Astronomy an, wo allabendlich mobile Teleskope aufgestellt werden, durch die Besucher Himmelsobjekte mannigfach vergrößert bestaunen können. Wir sehen Saturn mit seinem Ring (er sieht echt so aus wie auf den Zeitschriften- fotos) und eine Sternenwolke, die uns einen kleinen Eindruck davon vermittelt, wie unvorstellbar groß das Weltall ist und dass es darin wahrschein- lich unendlich viele Sterne gibt. Außerdem bekommen wir mit einem Laserpointer die zurzeit sichtbaren Himmelsbilder gezeigt. Ich bin richtig froh als der Führer zugibt, dass er sich auch nach vielen Jahren Himmelsbeobachtung mit manchen Sternbildern noch schwer tut. Ich bin also nicht alleine mit diesem Problem!

Rauch steigt aus dem Halema’uma’u Krater im Volcano Nationalpark

Wenn der Mauna Loa mal wieder Fontänen glühender Lava in den Himmel spuckt, bringen die Hawaiianer sich nicht schnellstens in Sicherheit. Nein, sie packen ihre Campingausrüstung ins Auto und genießen zu tausenden das spektakuläre Naturschauspiel bei einem Picknick. Der weltweit aktivste Vulkan befindet sich im Süden von Big Island. Seit 1983 spuckt er kontinuierlich Lava. Gerne würden wir fließende Lava sehen, aber wir wissen nicht recht wie und wo. Eine Helikoptertour ist im Budget nicht drin und eine Wanderung, bei der die Schuhsohlen Gefahr laufen zu schmelzen, ist auch nicht nach unserem Geschmack.

 

Zufällig begegnen wir Dave, der uns spontan anbietet, uns den Volcanoes Nationalpark zu zeigen. Mit ihm fahren wir zum Besucherzentrum des Nationalparks und schauen runter in den Kilauea Iki Krater, durch den sich ein eintöniger Wanderweg durch eine weite karge, fast topfebene Lavafläche zieht. Solche Lava haben wir bislang noch nirgends gesehen, bisher waren Lavafelder immer schroff und unwegsam. In der Ferne sehen wir Rauch aus dem Halema'uma'u Krater aufsteigen. Über die Vulkanausbrüche auf Big Island wird im Besucherzentrum ein Film gezeigt. Leider finden wir das erst Tage nach unserem Besuch heraus. Für uns beschränkt sich der Anblick fließender Lava auf eine halbe Stunde auf See, als wir beim Verlassen Hilos an der Südküste Big Islands entlang nach Westen segeln. In stockfinsterer Nacht sehen wir einen Abhang, auf dem sich glühende Punkte befinden. Wir segeln in gehörigem Abstand zur unsichtbaren Küste, denn wer weiß wie viel Land der Vulkan der Insel hinzugefügt hat und ob unsere Seekarte den tatsächlichen Küstenverlauf anzeigt. Wir nehmen in Kauf, dass die Lava sehr weit weg von uns ist. Dennoch sind wir beeindruckt von der Szenerie, wenn wir uns vergegenwärtigen, dass vor unseren Augen gerade geschmolzenes Gestein aus den Tiefen des Erdinneren an die Oberfläche tritt!

 

Zuvor machen wir jedoch noch einen Ausflug zum "Green Sand Beach". Der Strand beeindruckt uns mehr durch seine bizarr geformten Klippen und den steilen Sandabhang, als durch die leicht grünliche Farbe des Sandes. Auch wenn der Strand ein gut besuchtes Ausflugsziel ist, ist es ein schöner Platz für ein Picknick, an dem wir zur Abwechslung mal ein wenig abhängen. Die Landschaft hier ist ganz anders als in Hilo und anders als an allen anderen Stränden, an denen wir bislang waren.

 

Der letzte Ausflug von Hilo aus führt uns an die trockene Westküste Big Islands und beschert uns Ausblicke auf den Norden und Nordwesten der Insel, den wir noch nicht gesehen haben. Für je ein Dollar pro Nase und Strecke fahren wir drei Stunden lang Bus von Hilo nach Kona und zurück. Auf beiden Strecken hält der Busfahrer an Stellen, die eigentlich gar keine Bushaltestelle sind, damit wir nicht so weit zu unseren Zielen laufen müssen. Aloha, selbst die Busfahrer sind hier besonders nett zu weit gereisten Seglern!

 

Schließlich verlegen wir Pagena auf die Kona-Seite der Insel, wie die Westküste im Lokaljargon heißt. Dort soll man mit wilden Delfinen schwimmen können. Hawaii ist Heimat der "Spinner Dolphins", die gerne akrobatisch aus dem Wasser springen. Wir sind aber wohl zur falschen Jahreszeit hier, jedenfalls bekommen wir auf dem gesamten Törn durch die hawaiianische Inselwelt nur zweimal ganz kurz Delfine zu sehen. Für die Seefahrtsgeschichte-Interessierten sei noch erwähnt, dass Captain Cook an der Kona-Küste von Big Island ermordet wurde. Um die Umstände seines Todes ranken sich unterschiedliche Geschichten.

Eine aufregende Nacht im Kanal

Der Alenuihaha Kanal, der Big Island von der Nachbarinsel Maui trennt, wird von vielen Skippern gefürchtet. Nordost-Wind kann mit voller Stärke zwischen den hohen Bergen der Inseln über die Wasserstraße pfeifen und beschert dem Kanal durch den Düseneffekt oft 30 Knoten und mehr Wind sowie raue See. Die Überquerung des Kanals ist kein Kinderspiel, man sollte günstige Bedingungen abwarten. Abends und nachts ist es immer ruhiger als tagsüber, wenn durch die Sonnenwärme zusätzlich Land- und Seewind entstehen, die nochmal ein paar Knoten auf die Düse draufsetzen. Wir rechnen für unsere Überfahrt mit anspruchsvollem Starkwind, haben aber keine Angst davor, denn wir kennen ähnliche Bedingungen von den Kanaren, und die haben wir ja auch gut bewältigt. Solange wir Abdeckung von Land haben ist's noch angenehmes Segeln, aber sobald wir diese verlassen, wird es tatsächlich rau. Obwohl weniger vorhergesagt war, pfeifen uns bald 25 bis 30 Knoten um die Ohren, in Böen sind es wohl auch mehr. Segeln im Alenuihaha Kanal fühlt sich an wie Reiten auf einem buckelnden Pferd. An Schlaf ist auch für denjenigen, der Freiwache hat, nur bedingt zu denken. Nur mit einem kleinen Fetzen Genua schraubt und stampft Pagena uns mit um die 6 Knoten Fahrt Maui entgegen. Immer wieder spritzen Wellen ins Cockpit. Wir verfolgen meist unter Deck im Trockenen ob wir an der Stellung der Segel oder Windsteuerung etwas ändern müssen. In der Tat gibt es viele Winddreher, so dass wir häufig raus ins Cockpit und neue Kurse einstellen müssen. Als Tageslicht anbricht, Maui vor uns liegt und das Ende dieser Überfahrt in Sicht kommt, sind wir ziemlich froh. Am Südzipfel der Insel liegt die La Perouse Bay. Die Bucht soll geschützt und ebenfalls ein guter Ort für Delfin-Begegnungen sein, dort wollen wir ankern. Bei der Einfahrt in die Bucht entdeckt Joachim aber, dass an unserem Vorsegel ein paar Befestigungsgurte gerissen sind. Solange wir das Segel stark gerefft fahren, wird eine Bastellösung halten, aber wir brauchen einen Segelmacher. Also streichen wir die unbewohnte La Perouse Bay wieder vom Plan und segeln gleich weiter. Neues Ziel wird die Kihei Bucht.

Maui will uns nicht

Die Fahrt die Südwestküste Mauis hoch ist endlich wieder schönes Segeln. Kihei liegt tief in einer weiten Bucht, quasi in der Mitte der Insel. Rechts von Kihei befindet sich der Haleakala Vulkan mit gut 2000 Meter hohem Gipfel, links die West Maui Berge mit knapp 1800 Meter hohem Gipfel. Das Land dazwischen, in dessen Bereich Kihei liegt, ist flach. Wind aus Nordost kann fast ungebremst darüber hinwegfegen. Just als wir die Bucht anlaufen wollen setzt wieder Starkwind ein, der geradewegs auf Pagenas Bug prallt. Starkwind von vorne, dagegen sind wir machtlos, dagegen kommen wir nicht an. Um uns herum tanzen überall weiße Schaumkronen auf dem Wasser. Eine Weile lang versuchen wir, uns langsam kreuzend und mit Unterstützung des Motors nach Kihei vorzuarbeiten, aber es gelingt nicht, wir bleiben mehr oder weniger auf der Stelle. Der nächste geschützte Hafen auf der Leeseite der Insel, Lahaina, liegt so, dass wir ihn auch nicht mehr mit Sicherheit vor Anbruch der Dunkel- heit erreichen können. Zumal Lahaina im Sommer als fast immer recht voller Hafen gilt, in dem der Hafenmeister es ohnehin schwer hat Platz für alle Schiffe zu finden. Daher geben wir Maui auf und nehmen direkt Kurs auf Oahu, das wir bis zum folgenden Morgen erreichen können. Das ist für uns und für Pagena am sichersten. So schade es auch ist, wir versuchen die Tatsache, dass wir Maui nicht besuchen können, als einen Wink des Schicksals aufzufassen, für den es wohl einen Grund geben wird. Eine Stunde nachdem wir diese Entscheidung gefällt und den Kurs geändert haben, ist der Starkwind- spuk wieder vorbei und wir haben gar keinen Wind zum Segeln mehr. Verrückt...

Mitten in Waikiki, dem Surfer-, Hula- und Shopping-Paradies Honolulu auf Oahu.

Der Stadthafen Honolulus liegt günstig direkt neben dem berühmten Waikiki Beach. Er beherbergt drei Marinas, mindestens zwei davon haben Platz für Pagena, das haben wir von unterwegs aus geklärt. Wir entscheiden uns für die billigere Option, die städtische Ala Wai Marina. Der Liegeplatz, der uns angeboten wird, ist perfekt. Von dort aus ist man schneller nach Waikiki rein gelaufen als vom Hawaii Yachtclub aus und er liegt in einer ruhigen, sauberen Ecke des Hafens, im Ala Wai durchaus eine Seltenheit, wie sich später herausstellt. Für 20 Dollar die Nacht zu zweit in Waikiki wohnen zu können, das hat Charme! Unsere Stegnachbarn auf beiden Seiten sind bezaubernd. Insbesondere Audrey und Jerry sind genauso hilfsbereit wie schon Paola, Mauricio und Dave in Hilo. Auch sie fahren uns immer wieder zu Zielen, die mit öffentlichen Bussen nicht erreichbar sind, und verschaffen uns Internetzugang. Noch dazu nehmen sie uns in den exklusiven Waikiki Yachtclub mit, wo wir kostenlose Gastmitgliedschaft bekommen. Der Nachbar auf der anderen Bootsseite ist Commodore des Hawaii Yachtclubs. Auch er verschafft uns Gastmitgliedschaft in seinem Verein. In beiden Clubs verbringen wir je einen schönen Abend. Bei den einen gibt's leckeren Potluck, bei den anderen wird zu Live-Musik getanzt und gefeiert.

 

Honolulu ist mit 850.000 Einwohnern und täglich 83.000 Besuchern eine Großstadt. Wir mögen die Kulisse aus Wasser, Strand, Palmen und Hochhäusern, hinter denen sich wilde grüne Berge erheben. Zweimal wöchentlich schallt Jazz aus einem Lokal herüber in den Hafen. Schön - gepflegte Kultur! In Honolulu gibt es alles zu kaufen was das Herz begehrt – na ja, fast alles. Genau genommen ist Honolulu ein Paradies für Shopaholics. Wer nicht gerade surft oder in einem der unzähligen Lokale essen ist, scheint sich die Zeit vor und nach dem Sonnenbad bei einem Einkaufsbummel zu vertreiben. Erstaunlich was die Besucher, vorwiegend Japaner und Amerikaner, alles kaufen. Obwohl wir selbst auch eine lange Einkaufsliste haben, brauchen wir nichts von all den Souvenirs, Mode-Artikeln und Schmuck, die an jeder Ecke angeboten wird. Was wir suchen ist dagegen selbst in Honolulu nicht einfach zu finden: Revierführer, Seekarten sowie eine Gastlandflagge für unser nächstes Ziel, Kanada, eine neue Solardusche (nachdem uns die letzte beim Einfüllen von Heißwasser dahingeschmolzen ist), Rost-Entferner für Textilien und natürlich immer wieder: ein anständiges Brot das schmeckt und sättigt! Warum auch immer, amerikanisches Brot ist stets gesüßt und bekanntermaßen labberig weich. Ein ungesüßtes Weißbrot mit einem Hauch von Kruste ist für uns schon Delikatesse, für die wir mittlerweile bereit sind 5 Dollar zu zahlen. Wir laufen viele Kilometer, um die Geschäfte der Stadt auf der Suche nach diesen Dingen abzuklappern.

 

Oahu hat aber auch ein sehr gut funktionierendes Bussystem, das die ganze Insel abdeckt. Zu unseren Ausflugszielen kommen wir prima mit dem Bus. Wir besuchen den Diamond Head, den 250 Meter hohen Aussichtsfelsen, von dem aus man fantastischen Ausblick hat und das Bishop Museum, das weltweit führende Museum für polynesische Kultur. Joachim erfüllt sich zum Geburtstag einen lang gehegten Wunsch und fährt nach Pearl Harbor um das Arizona Memorial zu besichtigen und ich gönne mir eine Delfin-Schnorcheltour in Ko'olina. Zwar gelingt es dem Kapitän des Ausflugsschiffes Delfine zu finden und seine Gäste mehrfach in ihrer Nähe ins Wasser zu befördern. Aber vierundzwanzig strampelnde Leute in knallgelben Schwimmwesten, von denen die meisten im Leben noch nie geschnorchelt sind, verjagen die Delfine im Nu. Ich erhasche nicht mehr als einen Sekundenblick von ihnen. Im Vergleich zu den Erlebnissen mit den Tieren auf Galapagos ist das leider gar nichts. Einmal im Leben mit Delfinen zu schwimmen bleibt also auf meiner "bucket list"!

 

Waikiki selbst besteht aus einem fast drei Kilometer langen Sandstrand, entlang dessen sich ein Großteil der zweihundert Hotels und Ferienunterkünfte befindet. Viele der Hotels sind aufgrund ihrer feudalen Anlagen, Fassaden oder Glasaufzügen selbst Besucher-Attraktionen. Bei jedem Besuch sehen wir in den Hotelgärten Hochzeitszeremonien und wie die jungen Brautleute, meist Japaner, sich anschließend am Strand oder der Lagune des Hilton fotografieren lassen, während Zaungäste das Geschehen in Bikini und Badehose bestaunen. Allabendlich wird in den zum Strand hin offenen Restaurants und Gärten Ukulele gespielt und Hula getanzt. Das Hilton veranstaltet jeden Freitagabend ein Feuerwerk.

 

Zum Independence Day, dem 4. Juli, haben wir das Glück vom Hafen aus freien Blick auf ein gigantisches Feuerwerk zu genießen, das direkt gegenüber, von "Magic Island" aus in den Nachthimmel geschossen wird. Honolulu ist berühmt für dieses Feuerwerk und jetzt wissen wir warum, denn wir können uns beide nicht daran erinnern, jemals so viele riesige Goldregen und andere fantastische Feuerwerkskörper in einem einzigen Feuerwerk gesehen zu haben. Die zum Festtag abgehaltene Parade, die aus einer einzigen bunt-fröhlichen Huldigung der Veteranen des Vietnamkriegs besteht, macht uns allerdings nachdenklich. Oel, Korn, Konsum und Krieg, ist das die Essenz Amerikas?

 

Waikiki lässt einen aber nicht tiefschürfenden Gedanken nachhängen. Immer flitzt mal wieder jemand in Badekleidung mit einem Surfboard unter dem Arm über die Zebrastreifen zwischen den vielen schicken Hotels und Boutiquen hindurch. Egal zu welcher Tageszeit, immer lungern Horden von Surfern vor dem Strand oder beim Hafen auf eine gute Welle. Wir bestaunen manch akrobatisches Kunststück.

 

Einen guten Segelmacher gibt's in Honolulu auch. T-Bone, mit diesem Namen stellt er sich vor, ist ein patenter Kerl, der selbst Regatten segelt. Als wir unser fachmännisch repariertes Segel wieder anschlagen können, alle Besorgungen erledigt und alle Aufgaben abgearbeitet sind, sind wir bereit für die Fahrt zu unserer letzten hawaiianischen Insel.

Kauai, ein Wanderparadies mit Grand Canyon, Wasserfällen und spektakulärer Küste

Kauai ist die älteste der bewohnten hawaiianischen Inseln. Der Vulkan, der die Insel erschuf, erlosch schon vor 6 Millionen Jahren. Die Natur hatte also viel Zeit den Boden kunstvoll zu formen. Sie schnitzte die prächtigen Klippen der Na Pali Coast, grub einen beeindruckenden Canyon, der dem Grand Canyon stellenweise erstaunlich ähnlich sieht. Sandstrände zieren die Küste wie ein Lei aus weißen Blüten. Im Inselinneren fließt viel Wasser, in Kauai regnet es an 350 Tagen im Jahr. Zahlreiche Wasserfälle und Flüsse versorgen die Natur mit üppigem Grün und bewässern Taro-Felder in den Ebenen. Kauai hat dem Tourismus frühzeitig Grenzen gesetzt, indem ein Gesetz erlassen wurde, dass kein Haus höher als eine Palme werden darf. In der besonders schönen Hanalei Bay verstecken sich die Häuser entlang der Bucht in riesigen, traumhaften Gärten. Obwohl hinter Hanalei einige der schönsten Strände der Insel liegen und der beliebte Kalalau Trail beginnt, kommen nur wenige Besucher hierher. Grund dafür mag die scharfe Kurve vor der schmalen einspurigen Stahlbrücke sein, die Reisebussen die Zufahrt nach Hanalei unmöglich macht. Die Bewohner Hanaleis finden das prima und wir auch.

 

Vor Hanalei liegt Princeville, ein exklusiv und teuer wirkendes Wohn-Ressort. Verschiedene kleine Siedlungen aus uniformen Häusern gruppieren sich rund um einen Golfplatz. Am Ende liegt das luxuriöse Princeville Hotel, dessen Gäste von der Hotelterrasse aus auf die schöne Hanalei Bucht herunter schauen, in der wir ankern. Auch die Bucht selbst hat gut betuchten Besuch. Eine australische Luxusyacht mit eigenem Hubschrauber ankert ebenfalls hier. Na also, die Superreichen gönnen sich genau dasselbe wie wir! O.k., wahrscheinlich haben die einen Koch an Bord, der einkauft, kocht und spült. Für die Bootsarbeiten gibt's bestimmt einen Maschinisten, für Reiseplanung und Schiffsführung einen Kapitän. Wir machen das in Personalunion und Teamarbeit alles selbst. Dennoch, wir finden unser Leben ganz schön schön!

 

Um Ausflüge und Einkäufe auf Kauai machen zu können sowie um Diesel von der Tankstelle zu holen, mieten wir ein Auto. Wir fahren einmal um die gesamte Insel herum, besuchen den Waimea Canyon, bewundern die Na Pali Coast am Südzipfel und erkunden sie von Norden her zu Fuß. Eine hübsche Tageswanderung führt uns über einen Bilderbuch-Strand zu einem 240 Meter hohen Wasserfall mit tollem Pool. Unterwegs bietet der Wanderweg traumhafte Ausblicke auf die wild-romantische Küste. Von oben sieht man auch herrliche Korallenriffe vor der Insel liegen. Manchen Stellen erinnern uns an die Wanderung auf La Palma in den Vulkankrater hinein und an die Küstenwanderung auf São Nicolau. Dann wieder entdecken wir eine Landschaft, die nichts von dem gleicht, was wir schon gesehen haben. Der Hanako- Wasserfall am Ziel der Wanderung prasselt in einen weitläufigen Pool, in dem wir schwimmen gehen. Süßwasser, juhu, aber kalt!! Das Wasser von oben fällt mit ganz schöner Wucht in den Pool stellen wir fest, als wir drunter durch schwimmen. Vor lauter Gischt in der Luft kann man kaum atmen. Da sich am Nachmittag die Sonne hinter Wolken versteckt, schauen wir zu, dass wir dem kalten Nass entfliehen und wieder in die wärmere Küstenregion runter kommen. Die nächsten Tage regnet es mehrfach täglich, aber da es warm ist, ist das nicht weiter schlimm.

 

Um jedes Naturphänomen Hawaiis rankt sich mindestens eine Legende. Über Regen gibt es bestimmt auch eine, die hat uns aber niemand erzählt. Auf die eine oder andere Art handeln alle von Liebe, Hass, Eifersucht, Rache und Zorn verschiedener Götter, Prinzen und Prinzessinnen. Ein Baum mit einer besonders schönen Blüte sind z.B. ein Prinz - die grünen Blätter, und eine Prinzessin - die Blüten, die auf diese Weise auf immer vereint sind. Der Prinz wurde nämlich der Legende zufolge von der eifersüchtigen Vulkangöttin Pele umgebracht, die das Liebespaar entzweien wollte. Diese hübschen Geschichten scheinen hier alle zu kennen und immer mal wieder bekommen wir eine erzählt. Ich würde gerne mehr darüber lesen, aber wir müssen uns dringend in unsere nächsten Reiseziele einlesen.

 

Während unserer Zeit in der Hanalei-Bucht kommen über mehrere Tage verteilt etwa zwanzig Yachten hinzu, die von San Francisco aus ein Einhand-Rennen hierher gesegelt sind. Netterweise werden wir eingeladen, an den abendlichen Treffen der Skipper und ihrer Angehörigen teilzunehmen. Sie stammen alle irgendwo von der Westküste USAs und Kanadas. Für uns ist das eine prima Gelegenheit um Auskünfte über das im kommenden halben Jahr vor uns liegende Fahrtgebiet zu erhalten, die wir gerne nutzen.

 

Als wir fast fertig zum Aufbruch sind und sich unter unseren neuen amerikanischen Bekannten herumspricht, dass wir nach Vancouver segeln wollen, tun sich ein paar Skipper zusammen, um uns mit vereinten Kräften davon zu überzeugen, dass wir lieber erst nach Alaska segeln sollen. Alaska? Da ist es kalt! Richtig kalt! Eigentlich wollten wir in der Südsee sein, barfuß! Selbst Vancouvers Temperaturspektrum liegt eigentlich schon außerhalb dessen, was wir eigentlich im Sinn hatten. Aber genau weil es in Alaska so kalt ist, sollen wir hinfahren, wird uns erklärt. Nirgendwo sonst können wir so einfach kalbende Gletscher bestaunen, Buckelwalen bei der Jagd auf Heringe zuschauen, Orcas in freier Natur begegnen, Bären beim Lachsfischen beobachten und und und. Die Jahreszeit wäre gerade perfekt dafür, wir hätten ein gut geeignetes Boot und man würde uns alles Notwendige erklären, ausleihen und mitgeben. Wir kommen ernsthaft ins Grübeln...

 

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