28. Sept. 2012 - 11. Jan. 2013: USA - Kuriositäten und Liebenswertes

Rückblick 1: Kuriose Vereinigte Staaten von Amerika

Wenn man Hawaii und Alaska mitzählt, haben wir insgesamt fast ein halbes Jahr in den USA verbracht und sind währenddessen auf einige Kuriositäten gestoßen. Zum Beispiel, dass Amerikaner es lieben Lebensmittel nach europäischen Spezialitäten zu nennen, dann aber etwas eigenes, eine amerikanische Interpretation daraus machen. Schwarzwälder Schinken z.B. wurde nicht geräuchert sondern gekocht, Griechischer Joghurt hatte nie 8 bis 10 % Fett sondern war fast immer nur fettfrei zu finden. Mozzarella war eine in Plastik eingeschrumpfte trockene, dichte Käsemasse anstatt ein in Lake schwimmender fluffiger Käseball. Milch, die einfach nur Milch ist, schien unverkäuflich zu sein, wenn sie nicht mindestens mit Vitaminen angereichert wurde. H-Milch gab's nur auf Hawaii. Fast alle Lebensmittel wurden gesüßt, selbst Kochschinken, Brot und Bratwürstchen, und mit Unmengen an Zusatzstoffen versehen. Die Supermärkte waren zwar riesig, das Warenangebot war in den meisten Kategorie aber beschränkter als bei uns. Vor allem bei Grundnahrungsmitteln war die Auswahl oft mau. Unschlagbar groß war sie dagegen bei allen Arten von Fertigsaucen und Toppings.

 

Amerikanische Drugstores waren so groß wie Supermärkte und der Apothekenschalter überraschte uns mit einem Drive-Through-Abholfenster. Als wir einmal ein verschreibungspflichtiges Medikament besorgen mussten, erlebten wir ein Horror-Maß an Bürokratie, der Einkauf dauerte eine geschlagene Stunde. Erst musste man sich in einer Schlange anstellen um das Rezept abzugeben, dann wurden Unmengen an Daten erfasst, dann hieß es warten. Anstatt einfach in ein Regal zu greifen, eine Schachtel Pillen rauszuholen und sich diese bezahlen zu lassen, mussten Apothekenhelfer in den USA ein neutrales Döschen hernehmen, Pillen aus einer Großpackung abzählen, ein Etikett für das Döschen und , den gesamten Beipackzettel für den Kunden ausdrucken, und alles zusammen in eine individualisierte Abholtüte packen. Dann gab es eine Lautsprecherdurchsage, dass die Tüte jtzt abholbereit war. Zum zweiten Mal stellte man sich in der Schlange an und der Kassierer rückte die Tüte erst raus, nachdem er sich anhand einiger Fragen über die persönlichen Daten versichert hatte, dass man wirklich der rechtmäßige Empfänger des Medikaments war. Komplizierter geht es nicht...

 

Obwohl wir im Land der unbegrenzten Möglichkeiten waren, sahen wir manchs rückständige Technik. Fenster mit Kipp-Dreh-Beschlag gibt's in den U.S.A. nicht zu kaufen. Auch das vollkommen veraltete Stromnetz mit seinen 110 Volt zählen wir in diese Kategorie. Und das Mobilfunknetz hatte ungewohnt viele Lücken. Zudem - mit Zoll und Inches als Maßeinheit ist Präzisions-Technik leider unmöglich. Joachim fiel beispielsweise auf, dass Blechteile an amerikanischen Autos immer noch Spaltmaße haben, mit denen sie in Europa die Produktionshalle nicht verlassen würden.

 

Energiebedarf interessierte in den U.S.A. kaum jemanden. Autos wurden grundsätzlich nicht abgestellt, sobald jemand im Auto saß lief der Motor, auch wenn er/sie auf dem Parkplatz stand um einen Burger zu essen oder telefonierte. Strom und Kraftstoff kosteten viel weniger als bei uns und die meiste Zeit des Jahres, zumindest in Kalifornien, ist es ja auch warm. Dann allerdings laufen Klimaanlagen auf Hochtouren. Häuser zu dämmen damit sie im Sommer kühl und im Winter warm bleiben, ist ein fast nirgends eingesetztes Prinzip. Und warum im Yachtharbor auch im Winter zwei riesige Truhen randvoll mit Eiswürfeln zum Komfort-Angebot für Gäste gehörten, blieb uns rätselhaft. Man könnte eine ganze Fischtheke mit der Menge an Eis kühlen, die hier jahrein jahraus zum Mixen ein paar kühler Drinks vorgehalten wurde.

Rückblick 2: Liebenswerte Vereinigte Staaten von Amerika

Trotz aller Kuriositäten haben wir in den U.S.A. auch manches entdeckt, von dem wir uns bei uns zuhause mehr wünschen würden, vor allem Hilfsbereitschaft, Höflichkeit und Sauberkeit im öffentlichen Raum.

 

Die Städte sind ausgesprochen sauber und gepflegt, und – ein meist von Frauen beachtetes Reizthema – selbst öffentliche Toiletten machten fast ausnahmslos einen ungewohnt sauberen und gepflegten Eindruck. Busfahrer, die wussten, dass wir die Haltestelle nicht kannten, wo wir aussteigen wollten, riefen nach hinten, als es soweit war und auf Hawaii bekamen wir Shuttle-Service, der nicht im Fahrplan stand. Allgemein gehörte es zum guten Ton der Fahrgäste, dem Busfahrer beim Aussteigen ein "Thank you" zuzurufen.

 

Am beeindruckendsten fanden wir allerdings die ungeheure Freundlichkeit und Gastfreundschaft, mit der uns die Amerikaner begegneten. Unheimlich viele Leute boten uns, als sie hörten, dass wir mit einem Segelboot reisen und an Land mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs sind, an, uns irgendwo hin zu fahren und wiederholtendas Versprechen so häufig, dass wir manchmal das Gefühl bekamen, es wäre unhöflich, das Angebot auszuschlagen, das keine Floskel ist, sondern, dass man uns wirklich etwas Gutes tun wollte. In der Tat ist es in den USA eine weit verbreitete und hoch gehaltene Tugend, anderen zu helfen. Überall, wirklich überall, werden Spenden gesammelt: in der Tanzschule, die ihre monatlichen Tanzparties verschiedenen Hilfsorganisationen widmet, im Supermarkt, wo an der Kasse nach dem Bezahlen mit Kreditkarte auf dem Display die Frage erscheint, ob man jetzt auch noch an die XY Organisation spenden möchte und selbst im Büro der Marina, wo eine Sammeltonne für Lebensmittel aufgestellt war, die an Bedürftige abgegeben werden.

 

Sobald wir irgendwo auf der Straße einen Stadtplan aufschlugen oder oft, wenn wir uns länger als einen Moment suchend in der Gegend umsahen, wurden wir angesprochen „Kann ich Euch helfen, wo wollt Ihr denn hin?“ In Oakland, wo wir in Chinatown einkaufen waren und uns bei der Kassiererin nach dem Weg zu unserem Tanzkurs erkundigten, war diese anschließend so besorgt um uns, dass sie uns nachfuhr und als sie uns gefunden hatte nahelegte, doch lieber ein Taxi zu nehmen (was wir auch taten).

 

Einige Namen haben wir in unseren Reiseartikeln explizit genannt, andere nicht, um den Rahmen nicht zu sprengen. Daher nennen wir hier nochmal alle, denen wir dankbar sind, dass sie unseren Nordamerikabesuch zu einem unvergesslichen Erlebnis gemacht haben: Michael Jefferson und Susan Walker, San José (CA), Ruth Caspari und Juan Gil, Oakland (CA), Tim Sell, Sausalito (CA), Nels Asplund, Marin County (CA), Howell Hurst, San Francisco (CA), Dinah und Roger Goodsell, Alameda (CA), Emmy Newbould und Eric Wilbur, Richmond (CA), Mauricio Barbis und Paola Rochabrun de Oliveira, Hilo (HI), Dave Watters, Hilo (HI), sowie Peter Heiberg, Gibsons, (BC) - plus zahllose Leute, deren Namen wir nicht kennen, die wir auf den Straßen getroffen haben, und nicht zuletzt Klaus und Inge Ebert, Deep Cove (BC).

 

Thank you so much , good bye and let’s stay in touch!

 

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