5. Juli - 15. Juli 2011: Rhein und Mosel

© Herbert Piel

Wie seit langem geplant, legen wir am Morgen des 5. Juli ab zur ersten Etappe unserer großen Reise. Die kommenden Wochen sind wir mit Pagena als Motorschiff unterwegs. Der Mast liegt an Deck und kann erst im Mittelmeer gestellt werden. Vor uns liegen ca. 1.300 km Binnen-Wasserstraßen mit ca. 180 Schleusen.

 

Der Beginn gleich vor der Haustür ist spektakulär: Von Wiesbaden aus geht es 85 km den Rhein hinunter, entlang den eleganten Villen und Prachtbauten des Rheingaus, vom Binger Loch bis Koblenz durch das weltweit bekannte, prächtige und majestätische Rheintal. Der Strom zieht uns flugs vorbei an Burgen und Festungen, sagenumworbenen Orten wie der Loreley, kleinen Bilderbuch-Ortschaften und bekannten Denkmälern wie dem Niederwald-Denkmal über Rüdesheim, der Burg Ehrenbreitsein und dem Reiterstandbild am Deutschen Eck. Bis Koblenz ist uns die Gegend noch mehr oder weniger vertraut, danach beginnt Neuland.

 

Gleich am Eingang der Mosel erwartet uns „Motorschiff-Novizen“ eine große Herausforderung: Unsere erste Schleuse - 170 m lang, 12 m breit, 6 m Hubhöhe. Viele Gruselgeschichten über Schleusen haben wir gehört und gelesen, viele unterschiedliche Tipps erhalten. Das Schleusenmanöver klappt gar nicht schlecht, wir sind zufrieden, die Mittelklampe unseres Schiffs erweist sich als äußerst hilfreich.

 

Das Moseltal ist äußert reizvoll. Lieblicher als der Rhein zieht die Mosel sich gemächlich durchs Tal. Hier liegt beschauliche Lebensart in der Luft. An den Steilhängen der Ufer reiht sich Rebe an Rebe soweit das Auge reicht, dazwischen liegen schmucke Ortschaften. Bei traumhaftem Wetter schippern wir gen Süden, fahren dabei aber auch schon mal den vielen Schleifen der Mosel folgend nach Nordwest oder Ostnordost. Am deutlichsten wird das am Morgen und am Abend, wenn die Sonne, die eben noch am linken Ufer stand, auf einmal von rechts auf uns herunter scheint.

 

Wir lernen auf dieser Tour Ortschaften und Städte kennen, von denen wir bislang nur gehört haben: Cochem, Traben-Trarbach, Trier und Nancy.

 

Als wir in Nancy zum Übernachten den Bootshafen erreichen möchten, versperrt uns mitten in der Stadt eine herabgelassene Hubbrücke den Weg. Der Brückenwärter hat schon Feierabend also bleibt und nichts anderes übrig, als direkt am Ufer festzumachen. Von hier aus können wir allerding sehr bequem zu Fuß auf die berühmte Place Stanislas gehen, wo wir am Abend des 14. Juli, dem frz. Nationalfeiertag, ein beeindruckendes Multimedia-Spektakel erleben.

 

Die Tage zuvor haben wir nachts teils in Häfen gelegen, mal an kleinen privaten Anlegern festgemacht oder im Fluss geankert. Wir lernen mit unserem Schiff auf engem Raum zu manövrieren und sind froh einen Kielschwerter zu haben, den manchmal ist die Wassertiefe ganz schön knapp.

 

Wir stellen fest, dass es ganz schön zeitaufwendig sein kann, Wäsche zu waschen oder Einkäufe zu machen, wenn  man sich geeigneten Ort immer erst suchen, finden und zu Fuß erreichen muss – und das ist sicher erst der Anfang: noch sprechen wir die Sprache der Leute, die wir fragen und kennen uns vom Prinzip her in der Kultur aus. Wir haben Spaß dabei, stellen aber fest, dass wir auf den Flüssen langsamer vorankommen als wir angenommen haben.

 

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